50 Jahre Hilfe für Familien, in denen die Mutter ausfällt
Familienpflegewerk Traunstein im Katholischen Frauenbund feierte Jubiläum mit Festgottesdienst am 26.05.2023 in der Salinenkapelle
Traunstein – »Zu mir kommen die Mädels von der Familienpflegestation seit nunmehr fast neun Jahren, mit nur wenigen Unterbrechungen «, sagt eine an Brustkrebs erkrankte Mutter. Seit 2011 ist sie in palliativer Krebsbehandlung. Als die Erkrankung festgestellt wurde, waren ihre beiden Buben gerade einmal drei und ein Jahr alt. »Es war eine sehr schwere Zeit und ich weiß nicht, ob ich es ohne meine Familie geschafft hätte. Aber alles kann und muss eine Familie nicht alleine schaffen.« Egal ob waschen, bügeln, putzen, »weltbeste Pfannkuchen brutzeln oder mit den Kindern singen und spielen, sie vom Kindergarten abholen und wir waren immer bestens betreut! «Auch wenn es nichtleicht war, die Arbeit und vor allem die Kinder in anfangs fremde Hände zu geben, konnte sie sich immer sicher sein, dass alles genau in ihrem Sinne übernommen wurde. Mittlerweile seien die Beziehung zu den Familienpflegerinnen freundschaftlich und familiär. »Jede Helferin bringt sich mit Herz, Verstand und Einfühlungsvermögen in die Familie und den Haushalt ein und hilft, wo und wie sie kann.«
Nach dem Krieg alleinstehende Frauen unterstützt
In Traunstein gibt es diese segensreiche Einrichtung nun seit mittlerweile 50 Jahren. Der Katholische Deutsche Frauenbund gründete das Familienpflegewerk nach dem Krieg nach einer Idee der früheren Landtagsabgeordneten Ellen Amman, um alleinstehende Frauen mit ihren Kindern zu unterstützen. 1973 startete in Traunstein eine Schwester mit dem Dienst auf Veranlassung der damaligen KDFB-Vorsitzenden Rosmarie Kotter.
Heute hat die Einsatzleiterin des Familienpflegewerks Traunstein, Irene Schweiger, sechs Familienpflegerinnen, die sie in Familien schicken kann, in denen Mama oder Papa krankheitsbedingt ausfallen.
Aber auch Alleinstehende, Senioren oder Menschen mit Handicap können sich auf die Unterstützung der Mitarbeiterinnen verlassen. »Sie unterstützen die Familien, kochen für die Kinder, putzen, kümmern sich um die Wäsche, gehen einkaufen und fahren auch mal die Kinder zum Fußball- Training oder zur Musikschule «, erklärt Schweiger. Nur medizinische Pflege übernehmen sie nicht. »Das sind alles ausgebildete Hauswirtschafterinnen, Kinder- oder Altenpflegerinnen mit der zweijährigen Zusatzausbildung zur Familienpflegerin «, so Schweiger weiter. Bisher war die Weiterbildung Vollzeit in der Schule und in Praktika zu absolvieren, aber es gebe Bestrebungen, dass künftig auch nebenberuflich anzubieten.
»Von Arm- oder Beinbruch bis Krebs«
»Das Einsatzspektrum ist total weit«, sagt Schweiger. »Wir haben einfachere Fälle, wo etwa eine Mutter ausfällt wegen einer Risikoschwangerschaft, weil sie sich einen Arm oder ein Bein gebrochen oder psychische Probleme hat, aber auch große Schicksale, wie von Krebs betroffene Mütter. « Weil aber bitterer Weise mit dem Krebstod der Mutter die Finanzierung über die Krankenkasse endet, ist Schweiger besonders der Kinderkrebshilfe dankbar, die in solchen Fällen unbürokratisch hilft, die Unterstützung der Familien weiterführen zu können. Auch das Jugendamt, die Sozialämter und die Rentenversicherung kommt für eine Finanzierung unter Umständen infrage,» und natürlich sind wir auch dankbar um jede Spende. «Im vergangenen Jahr unterstützte das Familienpflegewerk Traunstein rund 60 bis 70 Familien im südlichen Landkreis Traunstein.
In Trostberg gibt es eine eigene Zweigstelle. »Die Tendenz ist steigend, nicht zuletzt, weil sich Bewilligungsmodalitäten geändert haben«, sagt Schweiger. Waren früher Acht-Stunden- Einsätze die Regel, geht die Tendenz heute zu kürzeren Einsätzen,» auch, weil schon sehr kleine Kinder heutzutage teilweise in Kitas oder Kindergarten betreut werden«. Deshalb versorgen die Familienpflegerinnen teilweise zwei oder auch drei Familien an einem Tag. Wer wann und wie lange einen Anspruch auf Hilfe einer Familienpflegerin hat, das wissen die Einsatzleiterinnen.
In Traunstein ist Irene Schweiger unter Telefon 0176/31 04 02 43 erreichbar,
in Trostberg Marille Schachner, Telefon 176/31 04 02 38,
im Landkreis Berchtesgadener Land Monika Schäfer-Zienkiewicz, Telefon 0173/6 74 98 33.
Festgottesdienst am Freitag um 14 Uhr
Das Familienpflegewerk Traunstein im Katholischen Deutschen Frauenbund feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst am Freitag um 14 Uhr in der Salinenkapelle Traunstein mit Edith Heindl, der früheren Gemeindereferentin der Stadtkirche Traunstein. Dabei werden unter anderem Stadtpfarrer Konrad Roider, dritter Bürgermeister Sepp Kaiser, die stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber, der Geschäftsführer des Familienpflegewerks Bayern, Stefan Galgon, KDFB Landesverband Bayern, Sabine Slawik und vom Diözesanverband Sylvia Nazet Grußworte halten. Ab etwa 16 Uhr ist dann ein gemütliches Beisammensein im Gasthof Aubräu geplant. coho