Familienpflegewerk Memmingen feiert 60-Jähriges Jubiläum
Familienpflegewerk Memmingen feiert 60-Jähriges
60 Jahre und einige Veränderungen liegen hinter der Station Memmingen des Familienpflegewerks. Grund genug, das Jubiläum mit einem kleinen Festakt im Lautracher Schloss zu begehen. Einsatzleiterin Elke Müller begrüßte die Festgäste, darunter Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, und führte durch das Programm. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag von Josef Epp aus Bad Grönenbach zu dem Thema „Was uns in Belastungen schützt und trägt“. Musikalisch untermalt wurde der Festakt von der Familie von Daniel und Monika Graf aus Herbisried und ihren Kindern.
Die Station Memmingen wurde am 1. September 1962 gründet. Seit 2004 wird sie von Elke Müller geleitet. Es sei eine sehr schöne Aufgabe, sagte Müller zu Beginn der Veranstaltung: „Ich habe es nie bereut!“ Bei den Mitarbeiterinnen habe es einige Wechsel gegeben. Es sei ihr aber immer wieder gelungen, tatkräftige Frauen zu finden, „die ihre Tätigkeit für das Familienpflegewerk lieben“. Staatsminister Holetschek berichtete in seinem Grußwort, dass er mal ein Praktikum machen durfte. Er wisse daher, wie wichtig es sei, dass es Einrichtungen gebe, „die da seien, die sich einsetzen, die in Notsituationen helfen“. Stellvertretender Landrat Michael Helfert überbrachte die Glückwünsche von Landrat Alex Eder und des gesamten Landkreises. Die Mitarbeiterinnen des Familienpflegewerkes würden „zum Retter in der Not“, wenn ein Haushalt nicht mehr selbst organisiert werden könne. Manchen Notleidenden seien die Helferinnen schon „als Engel ohne Flügel“ erschienen. Memmingens Zweite Bürgermeisterin Margareta Böck betonte, dass es ihr eine Herzensangelegenheit sei, allen Beteiligten „für ihre wertvolle Hilfe“ in sozialen, familiären oder finanziellen Notlagen zu danken. Lautrachs Bürgermeister Reinhard Dorn hieß alle Gäste im Lautracher Schloss willkommen.
Stefan Galgon, Geschäftsführer des Familienpflegewerkes Bayern, erläuterte den Gästen, dass „aus der Tradition des katholischen Frauenbundes“ heraus inzwischen ein mittelständisches Unternehmen, nämlich eine gemeinnützige GmbH mit rund 200 Mitarbeiterinnen entstanden sei. Er sei der einzige männliche Mitarbeiter der Gesellschaft, sagte er schmunzelnd. Er freue sich über Zuwendungen, aber „es wäre uns lieber, wir würden das Geld von den Krankenkassen bekommen, um unsere Mitarbeiterinnen anständig bezahlen zu können“. Wolfgang Brückmann, seit 1999 Vorsitzender des Fördervereins Familienpflegewerk Memmingen e.V. brachte einen Scheck über 5000 Euro mit zu der Veranstaltung. Seit 2004 müsse er sich „nur noch um Zuschüsse kümmern“. 15 Jahre habe er gebraucht, alle Landkreisgemeinden ins Boot zu holen und für eine jährliche Zuwendung zu gewinnen. Dank seines guten Kontakts zu einigen Richtern und Richterinnen würden dem Familienpflegewerk immer wieder Bußgelder zugewiesen. Knapp 2 Millionen Euro habe er in den letzten 20 Jahren für das Familienpflege-werk eingesammelt.
Monika Riedmüller, Vorsitzende des Diözesanverbandes des KDFB, bezeichnete Einsatzleiterin Elke Müller als erste und wichtigste Ansprechpartnerin. Sie benötige viel Energie und Leidenschaft bei ihren vielfältigen Aufgaben.
Festredner Josef Epp stellte zu Beginn seines Vortrages heraus, dass es nur wenige Menschen gäbe, die mehr Grund hätten, dem Familienpflegewerk zu gratulieren als er. Nach einer schweren Erkrankung seiner Frau und deren Tod zu Beginn der 1990er Jahre habe er mit seinen vier Kindern zuerst die Hilfe einer Dorfhelferin und dann einer Familienhelferin in Anspruch nehmen können. Nach sechs Wochen aber habe die Krankenkasse die Kosten nicht mehr übernehmen wollen. Der damalige Gesundheitsminister Horst Seehofer habe dann erreicht, dass die Satzung der Krankenkasse geändert worden sei. Vier Tage nach dem Tod seiner Frau aber sei die Familienhilfe damals endgültig beendet worden.
Herr Epp schloss mit einem Appell: Jede und Jeder könne etwas tun – heute noch! Nach dem kurzweiligen Vortrag, der aufmerksame Zuhörer fand, lud Elke Müller die Gäste ein, sich an einem kleinen Buffet in der Bibliothek des Schlosses zu bedienen und den Abend mit Gesprächen ausklingen zu lassen. -kk-